Neunkirchen, 20. Juni ... wir schreiben das Jahr 2013, ein bislang recht ruhiger und besonnener Tag. Warm, faul, gemütlich, fast langweilig - bis 17:33 Uhr !!

Eine Nachricht prescht in Facebook herein und verändert innerhalb von Sekunden die Hundepfoten-Welt.

"Hallo. Seit 2 Tagen ist zwischen Ottweiler und Stennweiler eine 9 Monate alte Hündin entlaufen. Sie ist weiß mit braunen Ohren. Wenn sie jemand sieht, bitte melden."

Umgehend wurde Kontakt aufgenommen. Rundmails wurden geschrieben und Bilder organisiert. Mitglieder wurden mobil gemacht und eine umfangreiche Suchaktion begann anzulaufen.

Zur Erinnerung: REX hatte uns bereits im Januar diesen Jahres auf Trab gehalten und nun sollte SANTY, so der Name des vermissten Hundes, uns weitere Tage beschäftigen und schlaflose Nächte bereiten.

Wir trafen uns noch am gleichen Abend mit der Familie von SANTY am Stennweiler Wald und ließen uns die Stelle zeigen, an der der Hund entlaufen war.
Santy, so erfuhren wir, war ein Straßenhund aus Rumänien, welcher sich erst wenige Tage in Deutschland befand und durch eine andere Tierschutzorganisation aus einem dortigen Shelter gerettet wurde. Sie hatte sich beim Spaziergang erschrocken und aus dem angelegten Geschirr geschafft um anschließend völlig verstört in den Tiefen des Stennweiler Waldes zu verschwinden.


Phase 1: Vorbereitungen.

Nach einem kurzen Informationsgespräch mit der Familie von SANTY war klar: Hier hilft kein Rufen und kein Locken. Santy ist ein Straßenhund und, wenn auch erst 9 Monate alt, gewohnt sich selbst zu ernähren und längere Zeit ohne menschliche Hilfe zu überleben. Ein scheuer und ängstlicher Hund, der dem Menschen nicht traut und - auf Grund der zeitlich kurzen Adoptionsdauer und seines noch jungen Aufenthaltes in seiner neuen Familie - noch sehr skeptisch gegenüber allen Menschen in seinem Umfeld.

Daher begannen wir zuerst einmal die eingerichtete Futterstelle zu präparieren (dies hatten die Adoptanten bereits glücklicherweise am Tage des Verschwindens schon getan) um den Hund an das Gebiet zu binden und ihm eine zusätzliche Futterquelle zu sichern. Weiterhin wurden Flyer angebracht und Passanten sensibilisiert. Jagdpächter, Polizei und Ordnungsamt waren bereits verständigt.

Anschließend begannen wir das Gebiet abzusuchen, um Hinweise auf den Aufenthaltsort des Hundes zu bekommen und möglicherweise Sichtungen zu erhalten. Letztere ließen nicht lange auf sich warten. Binnen zwei Stunden hatten wir Sichtkontakt hergestellt, allerdings ohne weiteren Erfolg. 

So ging es auch die nächsten Tage. Immer wieder Sichtmeldungen, welche akribisch in eine Satelitenkarte eingetragen wurden. Dies ermöglichte es uns damit eine Art "Bewegungsprofil" des Hundes zu erstellen. Schnell war damit klar, dass unser Plan, den Hund durch die Futterstelle an ein bestimmtes Gebiet zu binden, Erfolg hatte und dieser regelmäßig seine Bahnen in einem bestimmten Umgebungsraum zog. 

Jetzt war es Zeit für Phase 2: Das Einfangen.

Am folgenden Abend wurde, anhand des erstellten Bewegungsprofils, ein günstiger Platz für das Aufstellen einer Lebendfalle ausgewählt. Diese wurde entsprechend präpariert und Spuren wurden gelegt. Dann das schwierigste an der gesamten Aktion: das große Warten - aber glücklicherweise nicht lange.

Bereits am ersten Abend der Phase 2 machte es "schnapp" und Santy hatte sich tatsächlich in die Lebendfalle getraut. Noch sehr verängstigt und körperlich bereits ein wenig ausgemerkelt, saß sie in der Falle und schaute uns mit ihren großen Augen verwundert an.


Start für Phase 3: Die Rückführung.

Umgehend wurden die Adoptanten von Santy in Kenntnis gesetzt, welche erst wenige Minuten zuvor die Suchaktion verlassen hatten. Auch sie hatten sich jede freie Minute im Wald um die Ohren geschlagen und waren völlig erschöpft und berufsbedingt einmal nach Hause gefahren. Noch heute sind wir froh, dass wir keinen Tinitus vom folgenden Freudenschrei am Telefon davongetragen haben, als wir die freudige Nachricht durchgaben.

Binnen gefühlten Sekunden standen die Beiden wieder bei uns und halfen dabei Santy mitsamt der Falle ins Auto zu laden. Ein Öffnen der Falle vor Ort erschien uns zu riskant, so dass wir uns entschieden den Hund erst in den geschlossenen Wohnräumen der Adoptanten aus seinem "Gefängnis" zu befreien.

Zu Hause angekommen verließ Santy nun auch recht schnell die Gitterbox und aklimatisierte sich überraschend schnell wieder.

9 Tage Abenteuer waren nunmehr vorüber.

Eine Untersuchung beim Tierarzt am nächsten Tag ergab: Santy hat ihren Ausflug relativ unbeschadet überstanden. Mit Ausnahme von einer Vielzahl von Zecken und sonstigen Waldbewohnern hatte sie ihr Abenteuer gut verkraftet und war gesund und schon wieder recht munter.

Bis heute pflegen wir zu der Familie ein gutes Verhältnis.


Leider hat die Geschichte aber auch ihre Schattenseiten:

Die größte Enttäuschung war die Orga, die den Hund an die Familie vermittelt hatte. Bei einem Anruf zu Beginn der Suchaktion wurde der Familie von Santy folgendes - auf die Bitte um Hilfe bei der Suche - zu verstehen gegeben: "Wir haben mit dem Hund nichts mehr zu tun. Sie haben das Vieh adoptiert, Sie sind dafür verantwortlich. Schauen Sie zu, wie Sie klarkommen. Es interessiert uns nicht."

Daher hier, ohne Nennung von Namen, ein offenes Wort an die betreffende Orga:

Liebe Leute. Was ihr hier veranstaltet hat mit Tierschutz überhaupt nichts zu tun. Ihr betreibt in unseren Augen Hundehandel. 

Alleine mit dem "Retten" von Hunden aus dem Ausland ist es nicht getan. Adoptionsvermittlung schön und gut, aber man muss auch im Weiteren für seine Tiere Verantwortung übernehmen. Kommentare, wie oben angeführt, sind unterirdisch und zeugen von keinerlei Interesse an echtem Tierschutz. 

Auch warten wir, mal so nebenbei bemerkt, heute noch - nicht dass wir darauf angewiesen wären oder eigentlich damit gerechnet hätten - auf die avisierte Spende für unseren Verein. Diese wurde uns zugesagt, als "Dankeschön" für die Hilfe, die eigentlich Euer Auftrag gewesen wäre. Wir haben aus unserem Budget sogar die Lebendfalle bezahlt, die wir hierfür extra geliehen hatten. Aber wir haben es gerne getan, weil wir es für den Hund gemacht haben.

Auch habt ihr bis heute, nunmehr 5 Monate später, euren "Verein" nicht offiziell angemeldet und seid nicht als e.V. registriert. Einen Internetauftritt haben wir noch nicht gefunden, damit auch kein Impressum und keine verantwortlichen Personen. Eine Zusammenarbeit lediglich mit Tieroasen, in denen die Hunde dann - wie in Rumänien, nur ein wenig komfortabler - in Zwingern untergebracht sind, ist nicht wirklich das A und O des Tierschutzes.

Wenn ihr den Leuten erzählt, dass der Hund bislang nur in Rumänien in einem Shelter war, dann überprüft einmal selbst eure Angaben. In dem vorliegenden Fall von Santy waren bereits drei rumänische Vorbesitzer im Ausweis eingetragen. Warum verheimlicht ihr solche Informationen den Adoptanten? Habt ihr Angst, dass sich der Hund dann schlechter vermittelt? 

Durch Orgas wie die Eure wird die Arbeit tausender Tierschützer in Gefahr gebracht. Wie sonst im übrigen Leben lässt ein schwarzes Schaf eine ganze Herde schlecht darstehen. Daher unser Rat: Überlegt Euch gut, wie Ihr künftig Eure Arbeit macht. Ich hatte Euch Beobachtung versprochen und werde meine Versprechen halten. In Eurem eigenen Interesse erfolgt hier keine Nennung Eures Namens. Der Datenschutz steht hier im Wege. Ihr wisst, wer gemeint ist.

Ich allergings darf mich outen. Der Artikel stammt aus meiner Feder.
Herzlichst, Bernd Hermann.